Von Herzögen und Mordbuben

Das Mittelalter war eine Blütezeit für die Stadt zwischen Altmühl und Donau. Handwerk, Schiffahrt und Handel florierten, das Gastgewerbe entwickelte sich und die Bürgerschaft gewann Einfluss.

Im späten 9. Jahrhundert wird Kelheim erstmals urkundlich erwähnt. Zu dieser Zeit gab es zwei getrennte Siedlungen an Altmühl und Donau, die durch einen Weg verbunden waren. Bis 1244 werden die beiden Orte getrennt erwähnt. Die strategisch wichtige Lage an den beiden Flüssen und der Straße blieb auch den Wittelsbachern nicht verborgen, zu deren Grafschaft das Gebiet seit dem 10. und 11. Jahrhundert gehörte. Um die Orte zu sichern, entstand eine ausgedehnte Burganlage im Bereich des ehemaligen Landratsamts. Die Siedlungen gewannen immer mehr an Bedeutung. Nach einer späteren Aufzeichnung aus dem Kloster Rohr soll Kelheim im Jahr 1151 zur Stadt erhoben worden sein. In einer Urkunde aus dem Jahr 1227 werden erstmals „cives“, also Bürger, von Kelheim erwähnt.

Händler, Handwerker und Flößer

Das Landratsamt steht an der Stelle des ehemaligen Wittelsbacher Schlosses.

Im Mittelalter erlebte Kelheim seine Blütezeit. Auch wenn die meisten Bürger noch von Landwirtschaft, Fischfang und Weinbau lebten, waren damals auch schon Handwerk, Handel, Schifffahrt, Flößerei und Gastgewerbe wichtige Einnahmequellen. Auch der niedere Adel war mit einigen Geschlechtern in der Stadt vertreten. Damals unterstand Kelheim als herzogliche Landstadt dem herzoglichen Pfleger in Bad Abbach. Um 1280 entstand dann das Pflegegericht in Kelheim. Der Pfleger war oberster Richter und Verwalter der umliegenden Landschaften. Der Herzog wurde in der Stadt durch den Vogt vertreten, der für die Wahrung der herzoglichen Rechte zuständig war. Die Stadt selbst wurde damals durch die Bürgerschaft verwaltet.

Ein historischer Kriminalfall

Herzog Ludwig I. von Bayern (1183-1231) sorgte für die Neugestaltung der Stadt Kelheim, gab dem heutigen Stadtkern mit den vier Stadtvierteln und dem Ludwigsplatz sein Aussehen und ließ die Stadtmauer mit den drei Toren errichten. Auch für eine Erweiterung und Verbesserung des Stadtrechts setzte sich der Herzog ein. Seinen Beinamen "der Kelheimer" erhielt er jedoch aus einem anderen Grund: Am 16. September 1231 wollte Ludwig seiner Residenzstadt einen Besuch abstatten, doch schon am Tor ereilte ihn ein grausames Schicksal: Ein Unbekannter stürzte sich auf den Herzog und erdolchte ihn kaltblütig. Da der Täter sofort niedergemacht wurde, blieb das Motiv für die Tat unklar. In der Wittelsbachergasse vor der Ottokapelle zeigt heute ein Kreuz die Stelle, an der Herzog Ludwig gestorben sein soll.